Gesperrte Geschäfte, leere Straßen, verwaiste Hotels und Caféhäuser – wir alle erinnern uns noch sehr genau an den allerersten Lockdown im März 2020. Während das Land „auf Notbetrieb“ heruntergefahren wurde, wie es Bundeskanzler Kurz damals ausdrückte, begannen die Forschungsmotoren in den Labors von Pharma- und anderen forschenden Unternehmen auf Hochtouren zu laufen.
Neun Monate später brachte einer dieser Motoren die erste COVID-19-Impfung hervor. Kurze Zeit später folgten weitere. Alles zusammen ein unglaublicher Meilenstein, angesichts der kurzen Zeit, des enormen Drucks und der Bedeutung dieser Impfungen für die gesamte Welt.
Doch jetzt wird dieser Meilenstein schön langsam zum Felsblock, den Sisyphus ohne Unterlass über den Berg zu schieben versucht und daran stets aufs Neue scheitert. Denn es gelingt nicht, die gesamte Bevölkerung restlos davon zu überzeugen, wie wichtig es für uns alle wäre, dass sich jede und jeder einzelne gegen das nun schon so lange grassierende Virus impfen lässt. Dabei haben die COVID-19-Schutzimpfungen längst bewiesen, dass sie wirksam und sicher sind. Natürlich, überall, wo es eine Wirkung gibt, gibt es auch eine Nebenwirkung. Doch bei alledem ist der Nutzen der Impfung dramatisch höher als ihr Risiko.
In ganz Europa gibt es mittlerweile mehr Impfstoff als Impfwillige. Ein ungesundes Missverhältnis. Denn so werden wir es nicht schaffen, aus der Pandemie herauszukommen und uns an eine Normalität heranzutasten, die wir uns alle letztlich wünschen und die wir so dringend brauchen, um die Einschränkungen und die Verluste durch die Pandemie und ihre Lockdowns zu überwinden.
Es geht in der Diskussion um die Corona-Impfung um den Schutz jedes einzelnen. Es geht aber aus meiner Sicht vor allem um uns als Gemeinschaft. Es geht nicht an, dass wir weiterhin am Rande des nächsten Lockdowns herumlaborieren, nur weil es nicht und nicht gelingen mag, die Bevölkerung so weit durchzuimpfen, dass das Virus endgültig in seine Schranken gewiesen wird. Es bleibt uns erhalten, wie viele Expertinnen und Experten meinen. Aber wir alle haben es in der Hand, dank einer hohen Durchimpfungsrate das Virus weniger gefährlich zu machen.
Für mich ist die Ablehnung einer Impfung, so sie nicht medizinisch begründet ist, ein egoistischer Akt. Der steht prinzipiell jedem zu, aber er hilft uns nicht. „Solidarity sucks“ ist kein nachahmenswerter Claim. Er bringt die Gesellschaft nur noch weiter auseinander. Deshalb halte ich mit einem „Solidarity rocks“ dagegen.