Gesundheitsfragen sind in der EU zum größten Teil Sache der einzelnen Mitgliedsstaaten. Zwar gibt es Bereiche, die zentral geregelt werden, wie zum Beispiel die Zulassung von Medikamenten, oder auch die neue gemeinsame klinische Bewertung von innovativen Therapien und Wirkstoffen im Zuge eines sogenannten „EU-HTA“. Aber wenn es um die Planung von Kapazitäten und die Daseinsvorsorge geht, ist das Sache der einzelnen Länder. Ebenso, ob und in welchem Ausmaß Patientinnen und Patienten (frühen) Zugang zu (neuen) Medikamenten haben.
Unterschiedliche Länder, unterschiedliche Zugänge
Und da gibt es eklatante Unterschiede, wie wir wissen. Nicht alle Patientinnen und Patienten in der EU haben gleichwertigen Zugang zu – meist innovativen – Therapien. Deutschland ist eines jener Länder, wo neue Therapien sehr rasch verfügbar sind. Österreich ist hier im Krankenhaussektor bislang auch noch sehr gut unterwegs (ob das zukünftig mit dem neuen Bewertungsboard so bleiben wird, ist ein anderes Kapitel). Im Osten Europas beispielsweise sieht es da ganz anders aus.
Die Suche nach dem Schuldigen
Wer ist nun schuld daran, dass nicht alle alles und zur selben Zeit bekommen? Die Bürokratie? Der Finanzhaushalt im jeweiligen Land? Oder gar die pharmazeutischen Unternehmen selbst? Es ist, wie bei so vielem, eine Mischung aus mehreren Faktoren und es gibt hier sicher nicht den einen Schuldigen. Aber eines ist gewiss: pharmazeutische Unternehmen wollen – entgegen jeder Kritik - ihre Produkte auf den Markt bringen, denn alles andere ist sinnentleert.
Nicht nur eine Frage des Preises
Wie schon erwähnt, tragen hauptsächlich die einzelnen Länder die Verantwortung für ihr jeweiliges Gesundheitswesen. Die Preis- und Erstattungspolitik im Arzneimittelsektor ist dabei nur ein Bereich von vielen. Man muss, wenn man über den unterschiedlichen Zugang zu Therapien und Dienstleistungen spricht, vielmehr ins Kalkül ziehen, welche Gesundheitsbudgets vorhanden sind, genauso auch, wie die Infrastruktur insgesamt aufgestellt ist. Ebenso entscheidet die Geschwindigkeit der Behörden darüber, wie schnell ein Zugang zu – in der Regel neuen – Medikamenten ermöglicht wird. Damit hängen oftmals nationale Evaluierungsverfahren zusammen, die einmal kürzer, einmal länger dauern.
Bei aller Kritik…
Ein Konsens herrscht im Allgemeinen darüber, dass sich Preise nach der Wirtschaftsleistung und somit nach dem Bruttoinlandsprodukt richten sollen. Den pharmazeutischen Unternehmen ist es dabei wichtig, faire Preise in allen Ländern zu ermöglichen. Sie tragen ihrerseits durch Rabatte oder spezielle Programme dazu bei, den Zugang zu lebenswichtigen Medikamenten unter den jeweiligen, landesspezifischen Gegebenheiten zu verbessern. Es bleibt letztlich aber für alle Beteiligten eine Herausforderung, die unterschiedlichen wirtschaftlichen Bedingungen und Gesundheitssysteme zu berücksichtigen.