Ist es egal, ob ein Medikament nach Himbeere, Erdbeere oder einfach nur bitter schmeckt? Ist es egal, ob die Tablette groß oder klein ist? Nun, was die Wirkung eines Medikaments betrifft, werden diese Aspekte wohl egal sein. Nicht aber, wenn es um das Wie der Einnahme geht und schon gar nicht, wenn wir über die Adhärenz sprechen, also darüber, ob die, die die Medikamente einnehmen sollen, sie auch so konsequent wie vorgesehen einnehmen.
Genau die, diese „Adhärenz“, ist aber ein wichtiger Motor, wenn pharmazeutische Unternehmen ihre Produkte stetig weiterzuentwickeln versuchen. Denn wir entwickeln Arzneimittel, damit sie, wenn sie gebraucht werden, auch eingenommen werden. Daher sind uns Adhärenz und Patientennutzen auch ganz zentrale Anliegen.
Doch das ist nicht überall so. Denn der Zusatznutzen, den ein Medikament aufweist, scheint egal zu sein, wenn es um die Erstattung eines Medikamentes geht. Kommt ein weiterentwickeltes Produkt auf den Markt, wird der damit generierte Zusatz- und also Patientennutzen sehr häufig ignoriert. Einmal am Markt und im Erstattungskodex, legt sich die bleierne Schwere mangelnder Flexibilität wie eine dicke Staubdecke auf jedes erstattungsfähige Arzneimittel nieder. Egal, wie viele Ressourcen aufgewendet werden, um diese Produkte stetig und im Sinne der Patient:innen weiterzuentwickeln.
Neuerungen werden bestraft
Nicht nur in Österreich, sondern in vielen anderen Ländern der EU werden Schrittinnovationen in der Erstattung nicht als wesentliche Verbesserungen erachtet. Das passiert meistens nur, wenn es um einen neuen Wirkstoff geht. Und so schafft es der eine oder andere kleine, aber relevante Fortschritt gar nicht mehr in die Versorgung, da das starre, ja bestrafende Preisgefüge in Österreich den Unternehmen eine lohnende Finanzierung unmöglich macht.
Meilensteine sind selten
Ein modernes Gesundheitssystem lebt vom Fortschritt. Ob es nun die seltenen großen Meilensteine sind oder ob man sich Schritt für Schritt auf den Weg in die Zukunft macht, sollte sich dabei, wenn nicht gleichermaßen, aber zumindest doch in irgendeiner Form niederschlagen. Kritiker stellen Schrittinnovationen per se einen therapeutischen Nutzen oder gar Einspareffekte in Abrede. Was eine echte Arzneimittelinnovation ist, wird in Österreich anhand eines starren Systems festgelegt.
Will man hier einen provokanten Vergleich ziehen, dann wäre das so, als würde man ein Klapphandy aus den frühen 2000er-Jahren mit dem neuesten iPhone-Modell gleichsetzen und verlangen, dass Letzteres zum selben Preis wie jenes aus der X-ten Vor-Generation zu haben sein müsse. Denn: Telefonieren kann man schließlich mit beiden.