Ach, wie herrlich: Pauschalreisen inklusive Flug, All-Inklusive-Package mit allem Drum und Dran, ob Getränke oder All-you-can-eat-Buffet dreimal am Tag, on top noch ein oder zwei Boots- oder Wanderausflüge vor Ort – und all das zum Dumpingpreis. Schon öfters habe ich mich gefragt, wie sich eine solche Preisschlacht etwa bei Pauschalreisen für die Anbieter:innen noch lohnen kann (oder aus heutiger Sicht und unter den heutigen Bedingungen vielleicht eher konnte)?
Der Sparstift gibt den Ton an
Lässt sich am Beispiel des All-you-can-eat-Buffets dauerhaft, alles und noch mehr vom Antipasto bis zum Zitronenkuchen bereitstellen, wenn die Kunden immer weniger zu zahlen bereit sind? Wohl kaum. Das ist à la longue beim Speisenbuffet so und gilt auch in einem viel heikleren Bereich, nämlich beim Angebot an Arzneimitteln und also beim Arzneimittelschatz. Wenn über Jahrzehnte der Sparstift regiert und Preise nur eine Richtung haben, nämlich nach unten, dünnt sich diese Schatzkammer irgendwann aus. Will heißen: Irgendwann wird es für Unternehmen unrentabel, ihre Produkte in Österreich noch herzustellen oder sie hier auf dem Markt zu halten, wenn das Versicherungssystem nicht bereit ist, adäquate Preise zu zahlen.
Kämpfen auf vielen Ebenen
Die Konsequenz dieser Entwicklung ist, dass Unternehmen gezwungen werden, sich aus der Versorgung zurückzuziehen. Das wiederum hat zur Folge, dass sukzessive manche Arzneimittel nicht mehr vorhanden sind. Vor dem Hintergrund der immer wieder vorkommenden Lieferschwierigkeiten am Arzneimittelmarkt ist das keine gute Entwicklung. Es kämpfen die Unternehmen auf allen Ebenen der Wertschöpfungskette ohnehin mit gewachsenen Herausforderungen, ob längere Lieferzeiten, knapperen Ressourcen auf Wirkstoff- oder Zusatzstoffebene, Personalausfällen usw.
Unternehmen als Auffangbecken
Der Druck steigt noch dazu in einem äußerst spürbaren Ausmaß durch die Inflation. Die Schwierigkeit dabei: Pharmazeutische Unternehmen können die steigenden Kosten für Produktion und Vertrieb nicht einfach an ihre Abnehmer:innen weitergeben. Das ist durch die Preisregularien nicht möglich. Sie müssen also die immer höheren Kosten, die sie für ihre Produkte haben, selbst stemmen und auffangen. Um ihr Produkt dann zu einem Preis anzubieten, der seit Jahren, wenn nicht Jahrzehnten, gleich niedrig ist. Wie lange soll sich das rechnen?
Faire Preise wirken stabilisierend
Faire Preise können dazu beitragen, die Versorgung mit Arzneimitteln zu stabilisieren. Dass ein Gutteil der aktuellen Lieferverzögerungen bei Arzneimitteln auch auf zu niedrige Preise zurückgeführt werden kann, hat der deutsche Bundesgesundheitsminister Lauterbach bereits erkannt. Er lässt mit Preiserhöhungen für bestimmte Arzneimittel aufhorchen, die aktuell in Deutschland schwer verfügbar sind. Es ist ganz klar, dass nachhaltige und strukturelle Veränderungen, allen voran eine faire Preisgestaltung, notwendig sind, um Lücken in der Versorgung zu schließen und Gefahren durch lange Lieferketten und die Konzentration auf einige wenige Anbieter zu minimieren. Da geht es dann auch um das Thema Produktion in Europa und Österreich…
Investitions- statt Kostenfaktor
Diese strukturellen Änderungen sollten ihren Ausgang in einem veränderten Mindset nehmen. Gesundheit wird oftmals als Kostenfaktor gesehen. Dabei ist alles, was wir in Gesundheit investieren, zu unserem Vorteil. Es wäre folglich sinnvoller, den gesamten Gesundheitssektor als Chance für zukunftsgerichtete Investitionen zu verstehen.