Pixel gegen Fakes
Maximal 300 Millisekunden – so lange braucht Andreas Achrainer, um Fake-Medikamente zu stoppen: Das Unternehmen, in dem er tätig ist, baut den österreichischen Teil eines Datennetzes auf, in dem jede Arzneischachtel registriert sein wird. Bei der Abgabe wird dann blitzschnell überprüft, ob sie auch echt ist.
Individuell hinterlegt
Damit gefälschte Arzneimittel erst gar nicht in die offizielle Lieferkette gelangen können, arbeitet Andreas Achrainer mit seinem Team von der Austrian Medicines Verification System, kurz AMVS, am österreichischen Teil eines europaweiten Überwachungssystems. Jede Schachtel eines verschreibungspflichtigen Arzneimittels wird darin mit einer individuellen Nummer hinterlegt. Bei der Abgabe an den Patientenwird anhand dieser Nummer geprüft, ob das Arzneimittel echt ist. Die Inder versuchen Ähnliches, um den epidemischen Fälschungen etwas entgegenzusetzen: Ein misstrauischer Patient kann ein Kennzeichen auf der Arzneischachtel etwas umständlich per SMS überprüfen lassen. In Österreich geht das per Datenanfrage an die Computer der AMVS. Das Prozedere soll ohne Verzögerungen in den Alltag etwa einer Apotheke integriert werden. Die Anfrage darf maximal 300 Millisekunden dauern. Die Verifizierung ist Teil eines Sicherheitspakets, das die europäische „Fälschungs-Richtlinie“ angeschoben hat.
Achrainer ist als einer von drei Geschäftsführern (neben Dr. Wolfgang Andiel und Dr. Jan Oliver Huber) zuständig für den österreichischen Teil des europaweiten Datenspeichers. Jedes Land bekommt ein ähnliches System. Die lokalen Rechner sind an einen zentralen Datenspeicher in Brüssel angeschlossen. Dort geben Hersteller jede Schachtel-Nummer ein. Was nach Österreich geht, meldet der „Hub“ an die AMVS weiter. Genauso stimmen sich die anderen Datenbanken mit Brüssel ab.
Verdacht und Irrtum
Wird künftig ein Medikament abgegeben, ist nach 300 Millisekunden klar, ob alles in Ordnung ist. Gibt es ein Warnsignal, wird die Packung zurückgehalten. Dann wird geklärt, ob etwa eine irrtümliche Dateneingabe das Signal ausgelöst hat oder ob tatsächlich ein Verdacht auf eine Fälschung besteht. Das Grundgerüst des Systems – Hub und nationale Datenbanken – steht. Pharmafirmen sind dabei, sich an den Hub, das European Medicines Verification System, anzuschließen. Dabei wird jedes Unternehmen penibel geprüft, unter anderem wer die Dateneingabe vornimmt. Auch die nationalen Systeme dürfen sich erst dann anschließen, wenn sie von der EMVS geprüft sind. „Für uns war es im Juni offiziell so weit“, sagt Andreas Achrainer. Im Pilotbetrieb durften die Computer schon vorher ein bisschen kommunizieren. Einige Unternehmen hatten schon früher Daten hochgeladen. Achrainer: „Dadurch konnten wir Erfahrung sammeln.“ Seither sind im AMVS-Computer „echte“ Daten aufgespielt. Mit jedem Pharmaunternehmen, das Daten übermittelt, wird das Echtheits-Register vollständiger.