Europäische Impfstoff-Produktionsstätten aus- und aufzubauen, ist zeitaufwendig und kostenintensiv, aber jedenfalls zu unterstützen.
Die Unterstützung seitens der EU ist zwingend notwendig, um die Impfstoffproduktion speziell für COVID-19-Impfungen zu erhöhen. Allerdings ist dies nicht in wenigen Wochen oder Monaten umzusetzen. Dazu Alexander Herzog, Generalsekretär der PHARMIG: „Wir haben wertvolle Zeit bereits im letzten Jahr verloren, was das Hochfahren an Produktionskapazitäten betrifft. Dies deshalb, weil vielen auf EU-Ebene erst jetzt bewusst wird, dass die Impfstoffproduktion nichts Alltägliches ist, sondern eine hoch komplexe Angelegenheit. Hier die Produktionskapazitäten auszubauen, ist sehr aufwendig und kostenintensiv.“
Um eine Impfung beispielsweise gegen COVID-19 herzustellen, müssen mehrere hundert Einzelteile zusammengeführt werden. Dafür sind einerseits spezielle Produktionsverfahren nötig, andererseits auch entsprechendes Expertenwissen, um diese Prozesse durchführen zu können. „Das ist der Grund, warum es weit weniger Produktionsstätten für Impfstoffe gibt als für andere Arzneimittel. Und es ist auch der Grund, weshalb drei Viertel der weltweiten Impfstoffproduktion immer noch in Europa passieren, was natürlich positiv zu sehen ist“, so Herzog.
Ein Weg, die Produktion von Impfstoffen in der EU auszubauen und den die pharmazeutische Industrie begrüßt, ist der Vorschlag der Kommission, über eine öffentlich-private Partnerschaft in die Erforschung neuer Virus-Varianten und in den Ausbau der Produktion zu investieren. Diese als „HERA Incubator“ bezeichnete Kooperation soll Kräfte aus unterschiedlichen Bereichen bündeln, um möglichst schnell neue Virus-Varianten zu erkennen und mit angepassten Impfstoffen darauf zu reagieren. Zur Erhöhung der Impfstoffproduktion ist hier konkret geplant, ein Netz von Produktionsanlagen zu schaffen, das dazu dient, einen erhöhten, schnellen Bedarf an Impfstoffen abdecken zu können – auch unter Bereitstellung von speziell geschultem Personal, das in der Impfstoffproduktion schlichtweg notwendig ist.
Wie wichtig das ist, zeigt allein die Tatsache, dass der Impfstoff-Entwickler Moderna letztes Jahr vergeblich um Unterstützung durch die EU bat und letzten Endes Aktien im Wert von über einer Milliarde Dollar verkaufte, um selbst am Aufbau einer europäischen Lieferkette zu arbeiten. Auch andere Impfstoffhersteller berichten davon, wie schwierig es ist, rasch anderswo geeignete Produktionsstätten zu finden. Eine Umrüstung auf die Produktion von COVID-19-Impfstoffen wäre zwar in einzelnen Werken möglich, aber keinesfalls in kurzer Zeit. „Das ist auch insofern heikel, als es darum geht, durch solche Umrüstungen nicht die Verfügbarkeit anderer Impfstoffe zu gefährden“, so Herzog.
Die Stärkung des Produktionsstandortes Europa in Sachen Arzneimittelproduktion ist und bleibt eines von der pharmazeutischen Industrie verfolgten Ziele. Das bewirkt eine Unabhängigkeit in den Lieferketten und schafft Arbeitsplätze und Wertschöpfung. „Daher möchten wir diese Bestrebungen der EU und speziell vom dafür zuständigen EU-Kommissar Thierry Breton jedenfalls unterstützen. Allerdings ist eine Produktionsanlage nichts, was sich wie ein Bierzelt in kurzer Zeit aufziehen lässt. Mit den nötigen behördlichen Auflagen, die umzusetzen sind, reden wir hier von mehr als einem Jahr, das dafür angesetzt werden muss“, gibt Herzog zu bedenken.
Über die PHARMIG: Die PHARMIG ist die freiwillige Interessenvertretung der österreichischen Pharmaindustrie. Derzeit hat der Verband ca. 120 Mitglieder (Stand Februar 2021), die den Medikamenten-Markt zu gut 95 Prozent abdecken. Die PHARMIG und ihre Mitgliedsfirmen stehen für eine bestmögliche Versorgungssicherheit mit Arzneimitteln im Gesundheitswesen und sichern durch Qualität und Innovation den gesellschaftlichen und medizinischen Fortschritt.
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