Produktion läuft bereits auf Hochtouren. Limitationen gibt es durch beschränkten Warenverkehr. Patentaussetzung ist kontraproduktiv und löst auch das Verteilungsproblem nicht.
Wien, 20. Mai 2021 – Weltweit existieren an die 300 Partnerschaften unter Impfstoff-Herstellern, dank derer die Produktionskapazitäten in kürzester Zeit enorm erhöht werden konnten und stetig weiter erhöht werden. Im Rahmen dieser Partnerschaften erfolgt ein Technologie- und Wissenstransfer, damit die Teil-Produzenten auch alle Voraussetzungen für die hoch komplexen Produktionsprozesse der COVID-Impfstoffe erfüllen können. „Bis Ende 2021 sollen 11 Milliarden Impfdosen produziert werden, genug, um die erwachsene Weltbevölkerung impfen zu können. Das zeigt ganz klar: die Kapazitäten reichen aus. Was dagegen immer noch nicht einwandfrei läuft, ist die weltweite Verteilung der produzierten Impfstoffe. Daran kann und wird eine allfällige, zeitlich befristete Aussetzung des Patentschutzes auf COVID-19-Impfstoffe nichts ändern“, stellt Alexander Herzog, Generalsekretär der PHARMIG klar, nachdem heute auch das EU-Parlament ebendiese gefordert hat.
Maßnahmen, um das Problem der gerechten Verteilung zu entschärfen, haben internationale Pharma-Verbände erst gestern präsentiert. Zielführend wäre hier etwa der Abbau von Handelsbarrieren, um benötigte Wirkstoffe für die Impfstoffproduktion tatsächlich auch verfügbar zu machen. Ebenso sind Exportverbote von Impfungen selbst keine Lösung. Weiters sollte es mehr Unterstützung geben, um vorhandene Produktionsstätten weiter zu optimieren und auszubauen. Ein weiterer Ansatz wäre, ärmere Regionen in der Handhabung der Impfstoffe zu unterstützen. „Nachrichten wie jene aus Malawi beispielsweise, wo fast 17.000 Impfdosen vernichtet werden mussten, weil das Ablaufdatum überschritten wurde, zeigen, wie wichtig vertrauensbildende und unterstützende Maßnahmen vor Ort sind“, zeigt Herzog auf.
Der Schutz geistigen Eigentums ist und bleibt eine wichtige Triebfeder für Forschung und Entwicklung. „Fällt dieser weg, wird sich das negativ auf die Forschungstätigkeit und damit auch auf die Verfügbarkeit medizinischer Innovationen auswirken“, ist Herzog überzeugt. Dass man eine Erfindung vor allzu früher Nachahmung schützen möchte, ist nachvollziehbar. Umso mehr, wenn es, wie bei einem Arzneimittel, im Schnitt zwölf Jahre dauert, bis es auf den Markt kommt und wenn es von 5.000 bis 10.000 Anfangssubstanzen in der Regel nur eine einzige über diese Ziellinie schafft. „Da ist enorm viel Risiko mit im Spiel. Daher müssen auch entsprechende Schutzmechanismen vorhanden sein“, so Herzog.
Dass COVID-Impfstoffe in wesentlich kürzerer Zeit entwickelt werden konnten, ist zum guten Teil auch den bereits vorhandenen Erkenntnissen aus der Arzneimittelforschung zu verdanken. „Das sollten all jene bedenken, die fordern, Schutzmechanismen außer Kraft zu setzen. Diese Erkenntnisse, die es uns jetzt endlich ermöglichen, aus dieser weltweiten Krise herauszukommen, hätten wir wohl ohne den Patentschutz nicht gehabt“, so Herzog.
Rückfragehinweis:
PHARMIG – Verband der pharmazeutischen Industrie Österreichs
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