Österreich verbessert generell Forschungs- und Innovationsleistung, aber bei klinischen Prüfungen und damit Österreichs Beitrag zu medizinischem Fortschritt droht ein Verlust.
Wien, 16. Juli 2016 – „Es ist erfreulich, dass Österreich seinen Platz im Innovationsranking verbessern konnte. Doch Rang 10 ist definitiv kein Grund, sich auf seinen Lorbeeren auszuruhen“, kommentiert Dr. Jan Oliver Huber, Generalsekretär der Pharmig, die neuesten Ergebnisse des Innovation Union Scoreboards, der EU-weit die Länder nach ihrer Forschungs- und Innovationsleistung beurteilt. Erhöhte Investitionen heimischer Unternehmen in Forschung und Entwicklung tragen mit zu dieser Positionsverbesserung bei, speziell auch die Pharmaindustrie mit klinischen Prüfungen im Zuge der Arzneimittelentwicklung. „Doch gerade diese drohen in Österreich drastisch reduziert zu werden, wenn die für eine bald umzusetzende EU-Verordnung notwendigen Adaptionen nicht rasch angegangen werden“, warnt Huber.
2018 tritt die "Clinical Trials Regulation" in Kraft und regelt die Organisation sowie Durchführung klinischer Prüfungen neu. Länder wie Belgien, Frankreich, Spanien oder Deutschland bereiten sich schon seit längerem intensiv mit Testphasen und konkreten Vorschlägen zu gesetzlichen und strukturellen Adaptionen auf eine nationale Umsetzung dieser Verordnung vor. In Österreich wird erfreulicherweise auch demnächst ein entsprechendes Pilotprojekt starten, das aber nur einen begrenzten Teil der Herausforderungen abdeckt. Es sei daher höchst an der Zeit, seitens der verantwortlichen Ministerien die Vorbereitungen und notwendigen Investitionen zur Umsetzung der neuen Vorgaben zu intensivieren, meint Huber: "Wir brauchen einen Konsens darüber, dass wir klinische Forschung im Land fördern und ausbauen wollen und damit ein breites Bekenntnis zum Forschungsstandort Österreich abgeben. Nur so können wir international konkurrenzfähig bleiben und das Niveau der medizinischen Versorgung hochhalten."
In den letzten drei Jahren liefen jährlich rund 500 klinische Prüfungen in Österreich mit jährlich durchschnittlich über 6.000 beteiligten Patienten. Jede einzelne bringt wertvolle Erkenntnisse für den medizinischen Fortschritt und verschafft heimischen Patienten frühzeitig Zugang zu innovativen Therapien. "Das lassen wir uns auch einiges kosten: im vergangenen Jahr zahlten heimische Pharmaunternehmen rund 54 Mio. Euro für Forschung und Entwicklung an medizinische Organisationen und Einrichtungen sowie an Angehörige der Fachkreise. Das ist ein klares Bekenntnis für den Forschungsstandort Österreich", führt Huber aus.