Nationale Arzneimittellager sind kritisch zu sehen. Wirkungsvollere Maßnahmen wären eine Preisanpassung an die Inflation sowie eine nachhaltige Standortstrategie.
Wien, 14. April 2025 – Die neue Verordnung zur Arzneimittelbevorratung tritt am 21. April 2025 in Kraft und soll nationale Lagerbestände kritischer Medikamente erhöhen, um Engpässe und Notfälle besser zu bewältigen. Dadurch wird die pharmazeutische Industrie gezwungen, bestimmte Arzneimittel in ausreichender Menge für den österreichischen Bedarf einzulagern. Alexander Herzog, Generalsekretär der PHARMIG, bestätigt die heutige Aussendung des Österreichischen Generikaverbandes und warnt ebenso vor den Folgen der neuen Verordnung: „Nationale Vorratslager gehen in einem gemeinschaftlichen Europa am Ziel vorbei, die Arzneimittelversorgung zu stärken. Sie sind extrem kostenintensiv, aufwendig in der Verwaltung und können die Herausforderungen in der Medikamentenversorgung erst recht verschärfen. Der einzig sinnvolle Weg ist eine europäische, ganzheitliche Strategie. Auch wenn diese die Situation nicht sofort verbessert, wird sie langfristig gesehen die einzige nachhaltige Lösung darstellen – und zwar für alle Länder Europas.“
Im Kampf gegen Engpässe muss der Blick auf die hiesige Preissituation, den Produktionsstandort Österreich und in weiterer Folge auf ganz Europa gerichtet werden. Im Wettbewerb mit anderen starken Regionen wie den USA und China gerät Europa als Wirtschaftsregion immer weiter ins Hintertreffen.
„Engpässe entstehen unter anderem dadurch, dass die Preise vieler Medikamente viel zu niedrig sind. Sie können folglich nur noch in Regionen produziert werden, wo der finanzielle Aufwand möglichst gering ist, also zumeist im asiatischen Raum. Zudem gibt es immer weniger Anbieter von zentralen Wirk- und Inhaltsstoffen. Das ist eine äußerst kritische Gemengelage, deren verheerende Folgen wir in den hiesigen Apotheken sehen, wenn wir ein Medikament nicht bekommen, weil es schlichtweg nicht verfügbar ist“, so Herzog.
Gerade in Österreich herrscht ein sehr niedriges Preisniveau am patentfreien Medikamentenmarkt. Die kostendeckende Versorgung mit Arzneimitteln wird dadurch bei vielen Produkten zur immer größeren Herausforderung für die Beteiligten in der Wertschöpfungskette, angefangen beim Hersteller über den Großhandel bis hin zu den Apotheken.
„Die Anbieter und Partner der Lieferkette wissen um die gravierenden Probleme, die ein zu niedriges Preisniveau verursacht. Allein die Politik hat dies noch nicht umfänglich erkannt, wie diese Verordnung des ehemaligen Bundesministeriums für Gesundheit, Johannes Rauch, zeigt. Wir würden uns sehr freuen, wenn die derzeit im Amt befindliche Bundesregierung zielführendere Maßnahmen festlegt, um die Versorgung mit Medikamenten und den Pharmastandort Österreich insgesamt zu stärken“, plädiert Herzog.
Rückfragehinweis
PHARMIG – Verband der pharmazeutischen Industrie Österreichs
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