Wirkstofflager ist richtige Maßnahme zur Vermeidung von Lieferengpässen. Langfristig braucht es aber Preisanpassungen und eine Stärkung des Produktionsstandortes Europa.
Wien, 2. November 2023 – „Das heute angekündigte Lager für bestimmte Arzneimittelwirkstoffe ist eine gute Maßnahme, um einzelne Spitzen bei der Nachfrage von Medikamenten abzufedern. Um die Problematik in der Medikamentenversorgung aber langfristig und nachhaltig zu lösen, müssen seitens des Gesundheitsministeriums unbedingt weitere Maßnahmen getroffen werden. Dazu zählt die Inflationsanpassung bei jenen Medikamenten, deren Preise unter der Rezeptgebühr liegen. Ebenso sollten weitere regulatorische Anpassungen erfolgen und vor allem auch eine Standortstrategie entwickelt werden, um die Abhängigkeit von Asien bei der Medikamentenproduktion zu verringern“, kommentiert Alexander Herzog, Generalsekretär der PHARMIG, die heute bekannt gewordene Entscheidung von Gesundheitsminister Rauch, durch den Pharma-Großhandel ein Wirkstofflager anlegen zu lassen.
Ein Wirkstofflager ist eine sinnvolle Maßnahme, kann allerdings die Medikamentenproduktion nicht im großen Stil ersetzen. Dazu Herzog: „Das Thema der Lieferengpässe muss langfristig betrachtet und angegangen werden. Hier sehen wir bislang seitens des Gesundheitsministeriums keine entsprechenden unterstützenden Maßnahmen.“ Abseits von Problemen bei der Produktion und im Vertrieb haben zwei Gründe einen wesentlichen Einfluss auf die Versorgung mit Arzneimitteln, nämlich das niedrige Preisniveau als auch die Abhängigkeit von Asien bei der Arzneimittelproduktion. „Dem muss insbesondere in Österreich, aber auch auf europäischer Ebene entgegengewirkt werden“, mahnt Herzog.
Es sei für den Großhandel erfreulich, dass dieser für die Lieferung besonders günstiger Medikamente einen eigenen Aufschlag erhalte. „Das löst aber nicht das Problem bei den Herstellern. Wenn diese aufgrund unhaltbar niedriger Preise und immer weiterer Regularien gezwungen werden, sich aus der Versorgung zurückzuziehen, hat letztlich auch der Großhandel nichts zum Verteilen. Obwohl auch die Hersteller tun, was sie können, bleibt eine Unterstützung seitens des Gesundheitsministeriums bei ihnen aus“, stellt Herzog fest.
Alles ist seit der Pandemie und durch die geopolitischen Veränderungen sowie durch die eklatante Inflation teurer geworden. Die Medikamentenpreise bei Antibiotika, Schmerzmitteln, Fieber- und Blutdrucksenkern und vielen anderen bleiben aber konstant niedrig oder sinken sogar. „Das wirkt sich negativ auf die Versorgung mit Arzneimitteln aus. Das wird jedem einleuchten“, betont Herzog.
Aus Sicht der pharmazeutischen Industrie gibt es ein ganzes Bündel an Maßnahmen, die umgesetzt werden könnten und sollten. So wären neben den bereits genannten Aspekten beispielsweise auch Erleichterungen bei Arzneimittelpackungen möglich, um sie im Falle von Engpässen leichter unter den einzelnen Ländern in Europa zu transportieren. Abseits dessen wurden seitens der Hersteller vorsorglich Produktionsmengen erhöht oder es ist bei aller Schwierigkeit auf mehrere Bezugsquellen bei Wirk- und Zusatzstoffen umgestellt worden.
Was den kommenden Winter betrifft, ist der Verbandsvertreter vorsichtig, was eine Prognose betrifft: „Wir wissen noch nicht, wie sich letztlich das Infektionsgeschehen entwickeln wird. Die Arzneimittelproduzenten haben durch höhere Produktionsmengen zwar vorgesorgt, aber letzten Endes bleibt es ein Unsicherheitsfaktor, wie viele Menschen dann tatsächlich krank werden und medikamentös behandelt werden müssen.“
Rückfragehinweis:
PHARMIG – Verband der pharmazeutischen Industrie Österreichs
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Peter Richter, BA MA MBA
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