Markt für Hep-C- und HIV-Produkte ist rückläufig bzw. stagnierend. Ausgleichsfonds sollte unterschiedliche Belastung der Kassen österreichweit tarieren.
Wien, 08. August 2016 – Die Höhe des heute von der Obfrau der Wiener Gebietskrankenkasse (WGKK) verlautbarten Anstiegs bei den Arzneimittelausgaben ist für Dr. Jan Oliver Huber, Generalsekretär der Pharmig, nicht gänzlich nachvollziehbar. Zwar hatte der Juni 2016 verglichen mit Juni 2015 einen Werktag mehr, wodurch sich automatisch höhere Ausgaben ergeben, trotzdem aber sind die Ausgaben beispielsweise allein für Hepatitis C im Vergleich zum Vorjahresmonat um ca. 12 Prozent zurück gegangen. Die Ausgaben bei HIV haben sich am Apothekenmarkt mit einem Plus von 2,3 Prozent moderat entwickelt. „Um reale Zahlen zu erhalten, müssten zudem die individuellen Rabatte, die einzelne Pharmaunternehmen leisten, berücksichtigt werden“, so Huber. Abseits dessen gibt es einen Ausgleichsfonds, der bei außergewöhnlichen Belastungen, wie sie für die WGKK zweifelsohne herrschen, ein Gleichgewicht zwischen den einzelnen Krankenkassen herstellen sollte.
Der Unterschied zur Darstellung der WGKK liege laut Huber darin, dass bei den von der WGKK veröffentlichten Zahlen die individuellen Rabatte nicht abgezogen werden. Dazu Huber: „Die Firmen vereinbaren mit der Sozialversicherung jeweils eigene Rabatte. Das senkt die Ausgaben für die einzelnen Krankenkassen. Diese individuellen Rabatte müssten folglich und richtigerweise von den laufenden Ausgaben abgezogen werden, um ein reales Bild des Medikamentenaufwandes zu erhalten. Dieses zeigt mitnichten eine Ausgabensteigerung bei Indikationen wie Hepatitis C.“ Zudem verringere sich ja auch die Patientenzahl automatisch, da geheilte Patienten keiner Behandlung mehr bedürfen und die Krankheit auch nicht weitergeben können.
Die Sonderstellung der WGKK aufgrund des Großstadtfaktors und der hohen Zahl an Beitragszahlern sieht Huber als real, verwehrt sich aber gegen eine Schuldzuweisung an die Pharmaindustrie: „Mit dem existierenden Ausgleichsfonds wird dieser Situation im Grunde Rechnung getragen. Statt der Pharmaindustrie steht hier vielmehr die Politik und Sozialpartner in der Pflicht, mit diesem Belastungsausgleich verantwortungsvoll umzugehen und faire sowie nachvollziehbare Maßnahmen zu setzen.“ Huber verweist in diesem Zusammenhang auf die Effizienzstudie bei den Krankenkassen: „Ich hoffe, dass diese Erhebung zu den richtigen Schlüssen kommt und in der Folge die notwendigen Reformschritte zügig gesetzt werden, um die Leistungsfähigkeit der Krankenkassen gegenüber den Patienten auch in Zukunft sicher zu stellen.“