Wien, 21. November 2018 – Die Preisdiskussion bei innovativen Arzneimitteln wird oftmals auf Produktions- und Entwicklungskosten reduziert. Ausgeklammert bleiben das hohe Risiko in der Entwicklung, in der Finanzierung und vor allem auch der volkswirtschaftliche Nutzen, den innovative Arzneimittel bringen und über den sie nicht nur das Patientenwohl fördern, sondern auch wirtschaftlich einen Mehrwert bieten. Gerade in Österreich werden die Mehrausgaben für innovative Arzneimittel durch sehr restriktive Preisregularien ausbalanciert. Aus diesem Grund ist der Anteil der Arzneimittelausgaben an den gesamten Gesundheitsausgaben seit Jahren gleich hoch und beträgt lediglich etwa zwölf bis 13 Prozent.
Pharmig-Generalsekretär Mag. Alexander Herzog nimmt konkret auch zum Vorwurf Stellung, die pharmazeutische Industrie würde sich auf öffentlich finanzierte Erkenntnisse der Grundlagenforschung stützen: „Die Grundlagenforschung hat per definitionem keine Anwendung oder Verwendung ihrer Ergebnisse im Fokus. Es werden Grundlagen gelegt, das ist richtig. Wenn in Folge pharmazeutische Unternehmen Forschungsprojekte als vielversprechend bewerten, an denen beispielsweise Start-Ups oder andere Forschungseinrichtungen arbeiten, dann gelten die Unternehmen den Institutionen diese Projekte ab. Sie werden den etablierten Pharma-Firmen nicht zum Nulltarif überlassen. Ganz zu schweigen davon, dass die pharmazeutischen Unternehmen, die weiter daran forschen, keine Erfolgsgarantien mit auf den Weg bekommen.“
Das Risiko ist jedenfalls nicht zu unterschätzen: Zwölf Jahre dauert es im Durchschnitt, bis von 10.000 Anfangssubstanzen eine einzige bis zur Marktreife als Arzneimittel durchgebracht wird. „Das kostet dann schon einmal über zwei Milliarden Euro. Denn man darf nicht vergessen, dass es eine Unzahl an Entwicklungsprojekten gibt, die scheitern, ehe die Unternehmen Geld damit verdienen können. Das heißt in diesem Fall den Totalverlust des privat investierten Kapitals“, so Herzog. Das eindrücklichste Beispiel ist die Alzheimerforschung. Hier ist nicht einmal ein Prozent aller Forschungsprojekte erfolgreich.
Dem Vorwurf, dass sich ärmere Regionen neue Arzneimittel nicht leisten könnten, entgegnet der Pharmig-Generalsekretär: „Es gibt unzählige Projekte, von Pharmafirmen und auch in Kooperation mit Organisationen vor Ort, im Zuge derer die Versorgung der Bevölkerung auch in ärmeren Ländern ermöglicht wird. Hier ist sich die pharmazeutische Industrie durchaus ihrer Verantwortung bewusst.“ Die pharmazeutische Industrie diskutiert intensiv zukünftige Preismodelle für Innovationen, darunter auch das sogenannte „Pay for Performance“-Modell, im Zuge dessen erst dann gezahlt werden soll, wenn der Behandlungserfolg auch wirklich eingetreten ist. „Das sind aber komplexe Dinge, die hier betrachtet werden. Da geht es beispielsweise auch darum, wie sichergestellt wird, dass ein Patient seine Medikamente auch wirklich einnimmt. Denn das beste und innovativste Arzneimittel kann nicht wirken, wenn es nicht oder nicht richtig angewendet wird. Jedenfalls sehen wir klar die Notwendigkeit, dass wir gemeinsam mit unseren Systempartnern über neue Wege der Preisfestsetzung diskutieren müssen und bringen uns hier auch aktiv und im Sinne einer akzeptablen Lösung für alle Beteiligten ein“, so Herzog.