Ausgaben mit + 1,2 Prozent deutlich unter den Erwartungen
Wien, 14.4.2016 – Der Umsatz mit Arzneimitteln lag im 1. Quartal 2016 deutlich unter den Erwartungen. Er ist im Vergleich zum Vorjahr um nur 1,2 Prozent gestiegen, trotz einer Vielzahl neuer und besserer Arzneimittel, trotz anhaltendem Bevölkerungswachstum und weiter steigender Lebenserwartung. Die österreichischen Krankenkassen des Hauptverbandes haben von Jänner bis März 2016 rund 624 Millionen Euro für Arzneimittel ausgegeben. Diese Summe entspricht jedoch nicht den tatsächlichen Kosten für die Krankenkassen, da die Einnahmen aus den Rezeptgebühren noch abgezogen werden müssen, wie auch die Umsatzsteuer sowie die von der Pharmawirtschaft geleisteten Solidarbeiträge.
Schon im vergangenen Jahr waren die Arzneimittelausgaben deutlich niedriger als von den Krankenkassen prognostiziert. „Anhand der Entwicklung im ersten Quartal dieses Jahres sehen wir nun sogar eine stagnierende Phase“, so Dr. Jan Oliver Huber, Generalsekretär der Pharmig. Die Pharmaunternehmen führen laufend Preisverhandlungen mit dem Hauptverband. Daraus ergeben sich immer wieder Preissenkungen. Dazu Huber: „Das geringe Wachstum im letzten Quartal darf auch als Folge dieser Preisreduktionen gesehen werden, die letztlich den Krankenkassen zugutekommen.“ Unabhängig davon unterstützt die Pharmawirtschaft die Krankenkassen allein im Jahr 2016 mit einem zusätzlichen, sehr hohen Solidarbeitrag von 125 Mio. Euro.
Im aktuellen Rechnungshofbericht wird kritisiert, dass die Krankenkassen in ihren Prognosen zu hohe Werte angeben, um im Nachhinein ihre Ergebnisse besser darstellen zu können.
Der Präsident des Verbandes der österreichischen Arzneimittelvollgroßhändler PHAGO, Andreas Windischbauer fordert: „Wir brauchen einen transparenten Umgang mit den wahren Problemen im Gesundheitswesen und keine politischen Zahlenspiele. Ansonsten werden falsche Schwerpunkte gesetzt, die auf Kosten der Patienten gehen.“
Als das logistische Bindeglied zwischen Industrie und Apothekern liefert der Großhandel Arzneimittel binnen zwei Stunden an jeden Ort in Österreich. Im Notfall auch schneller. Windischbauers Fazit: „Der Großhandel muss präzise planen, damit der tägliche Arzneimittelbedarf gedeckt ist. Genaue Prognosen sind daher wichtig. Wir schließen uns dem Vorstoß der Apothekerkammer an und werden unsere Zahlen jedes Quartal öffentlich machen.“
Für die betroffenen Wirtschafts- und Gesundheitszweige sind die falschen Prognosen jedenfalls mehr als hinderlich. „Deshalb werden von nun an regelmäßig die mit den Krankenkassen über die öffentlichen Apotheken tatsächlich abgerechneten Arzneimittelkosten kommuniziert. Dadurch ist für alle eine bessere Planbarkeit gewährleistet“, so Dr. Christian Müller-Uri, Vizepräsident der Österreichischen Apothekerkammer. Die heutigen Zahlen beziehen sich auf die aktuellen Umsätze von 98 Prozent der Apothekenbetriebe.
Die österreichischen Apotheken haben im Zeitraum Jänner bis März 2016 rund 24 Millionen Arzneimittelpackungen an ihre Kunden/Patienten abgegeben und mit den Krankenkassen des Hauptverbandes abgerechnet. In der Apotheke wird für diese Arzneimittel für die Krankenkassen die Rezeptgebühr (in Form eines Selbstbehalts) von 5,70 Euro pro Packung eingehoben. Falls ein Medikament billiger ist als die Rezeptgebühr, so zahlt der Patient nur den tatsächlichen Preis. Die Apothekenspanne beträgt für den Kassenmarkt lediglich 15,5 Prozent.
Über die Pharmig:
Die Pharmig ist die freiwillige Interessenvertretung der österreichischen Pharmaindustrie. Derzeit hat der Verband 120 Mitglieder (Stand April 2016), die den Medikamentenmarkt zu gut 95 Prozent abdecken. Die Mitgliedsunternehmen der Pharmig bieten Arbeitsplätze für ca. 18.000 Beschäftigte, darunter ein hoher Anteil an hochqualifizierten Arbeitsplätzen (Quelle: Vollerhebung unter den Pharmig – Mitgliedsunternehmen, Stand Februar 2015).
Über die Phago:
PHAGO ist eine freiwillige Interessenvertretung des österreichischen Arzneimittelvollgroßhandels. PHAGO vertritt konsequent die Prinzipien des Vollsortiments, der Lieferfähigkeit und der Lieferbereitschaft. Unter einem vollständigen Sortiment ist die Lagerhaltung von Arzneimitteln zu verstehen, die dem Apothekenbedarf entspricht. Damit garantiert der pharmazeutische Großhandel, dass der nationale Arzneimittelvorrat stets bereitgestellt werden kann und Arzneimittel vor Ort sind, wenn sie rasch benötigt werden.
Apotheken auf einen Blick:
„Über Wirkung und mögliche unerwünschte Wirkungen informieren Gebrauchsinformation, Arzt oder Apotheker“. In Österreich spielen die öffentlichen Apotheken eine wichtige Rolle als Gesundheitsnahversorger. Ob Großstadt, Kleinstadt oder Gemeinde: Die österreichischen Apotheken liefern Qualität auf höchstem Niveau und das zu niedrigen Preisen, wie im Vergleich mit anderen europäischen Ländern deutlich hervorgeht. Trotz der hohen Kaufkraft in Österreich liegen die Arzneimittelpreise unter dem europäischen Durchschnitt. Insgesamt beraten knapp 6.000 akademisch ausgebildete Apothekerinnen und Apotheker in 1.360 Apotheken die Bevölkerung in Gesundheitsfragen. Die Beratungskompetenz ist eine der zentralen Leistungen der Apotheker. Zusätzlich erbringen über 350 Apothekerinnen und Apotheker wertvolle Versorgungs- und Beratungsleistungen für die Patienten in den österreichischen Krankenanstalten.