Neue Studie unterstreicht erneut Komplexität der Arzneimittelforschung. Ohne repräsentativ zu sein, zeigt sie dennoch klar: die Entwicklungskosten für Arzneimittel gehen in die Milliarden.
Wien, 19. September 2017 – Innovative Arzneimittel, die etwa der Behandlung von Krebs, Diabetes oder Herz-Kreislauf- und Infektionskrankheiten dienen, bieten leistungsfähige, oft bahnbrechend neue Therapiemöglichkeiten. Immer öfter können damit Krankheiten geheilt werden. Derartige Innovationen führen zu längerer Überlebensdauer, erhöhen die Lebensqualität Betroffener, verkürzen Krankenhausaufenthalte und machen, wie etwa die oftmals erwähnte Hepatitis-C-Therapie, heikle und weitreichende Eingriffe wie Transplantationen überflüssig. Damit verbunden sind auch wesentliche finanzielle Einsparungen. Abermals hat nun ein Team an Wissenschaftlern Daten erhoben, um aufzuzeigen, wie groß der finanzielle Aufwand für die Entwicklung dieser komplexen und hoch wirksamen Innovationen ist. Dabei hat die im „Jama Internal Medicine“ publizierte Studie der Public Citizien Group mit vorangegangenen Erhebungen zumindest eines gemein: nämlich die Erkenntnis, dass die Arzneimittelentwicklung hoch komplex und eine Festlegung auf die Höhe der finanziellen Aufwendungen im Grunde schwierig ist.
Dazu Dr. Jan Oliver Huber, Generalsekretär der Pharmig: „Die Studie verzerrt massiv die Realität. Das ist ihr größter Mangel. Sie bildet nämlich nur einen Bruchteil des Marktes ab. 7000 Forschungsprojekte laufen derzeit weltweit. 2000 davon sind der Bekämpfung von Krebs gewidmet. Die Studie hat die Daten von zehn Unternehmen ausgewertet, die jeweils ein einziges Krebsmedikament auf dem Markt haben. Daraus Schlüsse auf den gesamten Markt zu ziehen, wäre unseriös.“
In der Regel haben Unternehmen mehrere Projekte in der Pipeline, sprich sie forschen gleichzeitig an mehreren Wirkstoffen für mehrere Indikationen. Dazu Huber: „Von 10.000 Anfangssubstanzen schafft es im Durchschnitt eine einzige bis zur Marktreife. Damit verbunden sind enorm hohe Investitionen, die natürlich umso höher sind, je mehr Forschungsprojekte zum Wohle der Patienten auf Schiene gebracht werden. Dazu kommt die Tatsache, dass sehr viele Forschungsprojekte nicht zum erhofften Erfolg führen, in die aber bereits viele Millionen Euro geflossen sind.“
Die Studie zeigt, dass das Investitionsvolumen von 150 Mio. US$ bis 1,95 Mrd. US$ reicht, bis ein Medikament zugelassen werden kann. Dabei legt sie ihren Fokus auf den amerikanischen Markt. Dort herrschen allerdings gänzlich andere ökonomische Regularien, daher lassen sich weitere Ergebnisse der Studie, etwa die Gegenüberstellung von investiertem Kapital und Umsatz, nicht auf Europa übertragen. Die Autoren weisen zudem selbst darauf hin, dass ihre Erkenntnisse lediglich auf den Krebsbereich reduziert und damit auch nicht auf andere Arzneimittelbereiche übertragbar seien.
Festgehalten werden kann, dass die Arzneimittelentwicklung ein Hochrisikogeschäft ist und bleibt. Zahlreiche biologische Komponenten machen die Erforschung, Entwicklung und Produktion innovativer Therapien und Arzneimittel zu einem komplexen, kosten-, zeit- und ressourcenintensiven Prozess. Zudem beeinflussen neue wissenschaftliche Erkenntnisse sowie regulatorische Anforderungen laufend die Höhe der Kosten für Forschungsprojekte. Das darf folglich in der Diskussion um Arzneimittelkosten nicht außer Acht gelassen werden.